Deutsche Gehörlosen Badminton- Senioren- Meisterschaften der Einzel, Doppel und Mixed in Bayreuth am 03./ 04.10.2014

Siegerfotos:

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Bericht:

 

19. DG-Senioren Badminton Einzelmeisterschaften der Gehörlosen

17. DG-Senioren Badminton Doppel- und Mixed-Meisterschaften der Gehörlose vom 03.-04.10.2014 in Bayreuth

 

Zwei aus Brandenburg holten 4 Goldmedaillen

 

Die Gehörlosen-Seniorenmeisterschaften wurden vom 03. bis zum 04.10.2014 in Bayreuth ausgetragen. Leider waren die Vorzeichen alles andere als günstig. Zum einen fanden sich sehr wenige altbekannte Badmintonspielerinnen und -spieler ein. Darüber hinaus befand sich der Hallenboden in einem miserablen Zustand: Er war stellenweise so klebrig, dass drei von neun Badmintonfelder nicht bespielbar waren. Dennoch wurde beschlossen, dieses Turnier auszutragen.

 

Nach der Begrüßung und Danksagung durch die Badmintonsparte sowie durch den Vorstand des GSC Bayreuth  starteten die Einzelwettkämpfe. Es folgten die Doppel und am nächsten Tag die Mixedspiele. Aufgrund zu geringer Beteiligung mussten die Ü40 Wettkämpfe der Damen gestrichen werden. Somit beschloss die Ü40-Spielerin Ines Sommer (GSV Brandenburg), sich im Ü32-Wettkampf der Damen mit den jüngeren Spielerinnen zu messen.

 

Damen-Einzel Senioren Ü32

Zu diesem Wettkampf traten vier Damen, davon drei Gehörlosen-Nationalspielerinnen an. Aufgrund der geringen Anzahl spielte jede gegen jede. Dabei setzte sich die brandenburgische Nationalspielerin Ines Sommer ohne Satzverlust durch, wobei sich ihre Begegnung gegen Helga Dießlin aus Freiburg denkbar knapp mit 21:18- und 21:19-Satzsiegen gestaltete.

 

1. Platz: Ines Sommer (GSV Brandenburg)

2. Platz: Helga Dießlin (GSV Freiburg)

3. Platz: Irmgard Fritz (GSC Nürnberg)

 

Herren-Einzel Senioren Ü32

In dieser Disziplin waren sieben Herren gemeldet. Es gab eine 3er- und eine 4er- Gruppe. Der Vorjahressieger Thorsten Gottwald aus Schleswig erreichte erwartungsgemäß das Finale. Der altbekannte Freiburger Haudegen Alexander Vogt, der sich nach vielen Jahren wieder für dieses Turnier angemeldet hatte, konnte sich ohne Satzverlust bis zum Finale durchsetzen. Zum Beginn des Finales ließ Thorsten nichts anbrennen, fabrizierte kaum Fehler, ließ Alexander keine Chance und erarbeite sich einen scheinbar komfortablen Vorsprung. Dennoch kam Alexander im Laufe des Satzes zunehmend besser ins Spiel, nutzte seinen Erfahrungsschatz, holte dadurch seinen Rückstand auf und überholte Thorsten im ersten Satz quasi auf der Zielgeraden mit einem 22:20-Satzsieg für sich. Im zweiten Satz machte Alexander gegen den demoralisierten Torsten den Sack zu und entschied das Spiel im zweiten Satz klar mit 21:11 für sich.

 

Eigentlich sollte sich das Spiel um den dritten Platz zwischen den Nürnbergern Konrad Hildebrandt und Bernd Lebkuchen als eine eindeutige Angelegenheit zugunsten Konrads gestalten. Es lief aber anders: Beim Spielstand von 18:11 für Konrad brach er sich seinen Kleinfinger durch unglückliches Hinfallen aufgrund des klebrigen Bodens. Unmittelbar nach diesem Sturz bat er um Hilfe, dass jemand ihm seinen Kleinfinger wieder einrenken möge. Niemand traute sich, so dass er sich selber helfen musste. Dennoch musste dieses Spiel abgebrochen und Konrad ins Krankenhaus gebracht werden. Bernd Lebkuchen belegte somit kampflos den dritten Platz.

 

1. Platz: Alexander Vogt (GSV Freiburg)

2. Thorsten Gottwald (HSC Schleswig)

3. Bernd Lebkuchen (GSC Nürnberg)

 

Herren-Einzel Ü40

Leider haben sich nur 4 Herren angemeldet. Auch hier wurde der Spielmodus „Jeder gegen Jeden“ angewendet. Dabei gelang es Jens Bischoff, seinen Titel vom Vorjahre erfolgreich zu verteidigen.

 

1. Platz: Jens Bischoff (GSV Brandenburg)

2. Platz: Christian Rieß (GSV München)

3. Platz: Christian Kraus (GSV Bremen)

 

Herren-Doppel Senioren Ü40

Die favorisierten Doppelpaarungen Thorsten Gottwald/ Marcus Tornat (HSC Schleswig) und Jens Bischoff (GSV Brandenburg)/ Christian Krause (GSV Bremen) wurden jeweils in eine Gruppe gesetzt, während die anderen sechs Doppelpaarungen entsprechend zugelost worden sind.

 

Die Halbfinalbegegnung zwischen Thorsten Gottwald/ Marcus Tornat und Jens Bischoff/ Christian Krause gestaltete sich als äußerst spannend. Nach sehr langem Spiel war das Glück auf der Seite von Jens Bischoff/ Christian Krause. Sie entschieden den dritten Satz denkbar knapp mit 22:20 für sich und erreichten so das Finale.

 

Im Finale gegen Alexander Vogt (GSV Freiburg)/ F. Meyer (GSV Trier), welches sich im Halbfinale souverän gegen Björn Rodehau/ Kenny Lorenzen (HSC Schleswig) durchsetzte, gewann das Doppel Jens Bischoff/ Christian Krause in drei Sätzen sehr knapp. Hervorzuheben ist dabei, dass Christian Krause seit vielen Jahren an einem Bein amputiert ist und somit eine Prothese als Hilfsmittel benutzt. Dementsprechend war für diese Doppelpaarung die gängige Doppeltaktik nicht möglich. Stattdessen musste Jens Bischoff die hinteren zwei Drittel des Badmintonfeldes abdecken, während Christian Krause sich um das vordere Drittel, insbesondere um das Spiel am Netz kümmerte. Mit großer Leistungsbereitschaft und unter Mobilisierung der letzten Willensreserven der beiden Doppelpaarungen konnten Jens Bischoff und Christian Krause das Finalspiel für sich entscheiden. Nach vier Jahren sind sie zum zweiten Mal Deutscher Senioren-Doppelmeister.

 

Die Doppelpaarung Björn Rodehau/Kenny Lorenzen vom HSC Schleswig e.V. sorgte beim Spiel um Platz 3 gegen das Paar Thorsten Gottwald/ Marcus Tornat vom HSC Schleswig e.V. für eine Überraschung. Die Außenseiter gewannen klar in 21:13- und 21:13-Sätzen. Kenny Lorenzen berichtete nach dem Spiel, wie ausschlaggebend die Kommunikation und Zusammenarbeit gerade im Doppel ist und dass dies der entscheidende Faktor zum überraschenden Sieg gewesen ist. Beide harmonierten hervorragend miteinander und konnten dadurch wesentlich mehr Druck aufbauen.

 

1. Platz: Christian Krause (GSV Bremen)/Jens Bischoff (GSV Brandenburg)

2. Platz: Alexander Vogt (GSV Freiburg)/F. Meyer (GSV Trier)

3. Platz: Björn Rodehau/Kenny Lorenzen (HSC Schleswig)

 

Mixed Senioren Ü40

Die frisch gekürten Einzel- und Doppelmeister Ines Sommer und Jens Bischoff traten gemeinsam im Doppel an und entschieden im Spielmodus „Jeder gegen Jeden“ fast alle Spiele ohne Satzverlust für sich. Das als Finale aufzufassende Spitzenspiel gegen die Freiburger Helga Dießlin und Alexander Vogt gestaltete sich als äußerst knapp und war kaum an Spannung und Dramatik zu überbieten. Wieder befand sich das Glück auf der Seite des Brandenburger Paares: Es entschied den dritten Satz hauchdünn mit 26:24 für sich.

 

1. Platz: Ines Sommer/Jens Bischoff (GSV Brandenburg)

2. Platz: Helga Dießlin/Alexander Vogt (GSV Freiburg)

3. Platz: Nina Binkowski/Thorsten Gottwald (HSC-Schleswig)

 

Zum ersten Mal in der gehörlosen Badmintonszene sind der Spielerin Ines Sommer und dem Spieler Jens Bischoff vom GSV Brandenburg 4 Goldmedaillen gelungen.

 

Ausklang und Resümee

Nach diesem anstrengenden Turnier haben sich viele in später Stunde auf dem Oktoberfest im Gehörlosen-Clubheim eingefunden. Dort erfreuten zahlreche Frauen in ihren hübschen Dirndl-Trachten die Augen. Zudem zeigte sich eine Handvoll Männer in traditionellen bayerischen Lederhosen. Neben diesen Annehmlichkeiten fanden auch die Siegerehrungen unter Anleitung von Volker Dießlin und Thomas Pfeiffer von der Badmintonsparte statt. Bei dieser Gelegenheit wiesen beide darauf hin, dass sie sich sehr über zahlreiche Anmeldungen für die Meisterschaften (Einzel, Doppel, Mixed) im kommenden Jahr (voraussichtlich in Düsseldorf) freuen würden.

 

Zu guter Letzt möchte ich eine ganz herzliche Bitte an die Leserinnen bzw. Leser dieses Textes richten, dabei ganz besonders an alle aktive Badmintonsportler sowie die Vorstände der Gehörlosen-Sportvereine:

 

Bitte habt alle ein „offenes Ohr“ für neue und insbesondere junge hörgeschädigte Spieler(innen), welche Ihr z.B. über Arbeitskollegen, Verwandte, Vereinskollegen durch die Badmintonszene, Internet oder zahlreiche andere Quellen kennt bzw. von denen ihr etwas gehört habt.

 

Bitte motiviert die Spieler(innen) für den Gehörlosensport. Der Gewinn ist für beide Seiten enorm: Die Sportler erleben dadurch neue positive Erfahrungen, und der Gehörlosen-Badmintonsport gewinnt mehr an Leben und Umfang.

 

Der ehemalige Nationalspieler Jens Bischoff konnte in den letzten zwei Jahren Spieler wie Matthias Kroll und Tim Haller für den Gehörlosensport gewinnen.

 

Diese Spieler sind dankbar, dass sie im Badminton über den Nationallehrgang bzw. die Deutschen Badmintonmeisterschaften wichtige und lehrreiche Erfahrungen sammeln können. Des Weiteren werden sie durch den Badmintonwart und Betreuer Volker Dießlin, durch das Bundestrainerpaar Britta und Benjamin Tzschoppe und selbstverständlich auch durch die Sportvereine finanziell und sportlich bestens gefördert. Sie fühlen sich unter Gleichgesinnten wie in einer familiären Umgebung gut aufgehoben.

 

In einem Interview erzählte Tim Jennen (Europavizemeister im Doppel mit Oliver Witte), wie froh er doch sei, Mitglied im Deutschen Gehörlosensport zu sein. Seine Erlebnisse mit anderen Gehörlosen und insbesondere das Erleben der reichen Ausdrucksmöglichkeiten über die Gebärdensprache seien eine ganz neue und positive Erfahrung für ihn. Wir können davon ausgehen, dass es zahlreiche hörbehinderte Badmintonspieler(innen) gibt, welche vom Gehörlosensport nichts wissen. Beispiele sind die Badmintonsportler Svenja Klopp und Oliver Witte: Beide sind nur durch Zufall und durch Mundpropaganda zum Gehörlosensport gekommen.

 

Je mehr neue Spieler(innen) sich für den Badminton-Gehörlosensport begeistern können, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch wieder mehr Turniere im Jahr stattfinden können. Beispiele wären Deutsche Mannschafts- oder Pokalmeisterschaften, welche aufgrund mangelnder Beteiligung seit Jahren nicht mehr stattfinden.

 

Bricht von Jens Bischoff

Aktualisiert am 29.03.2017

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DG-Badminton Meisterschaften in Nürnberg am

27./ 28. Mai 2017

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